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Uhingen / Manzell |
1946 - 1955 |
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Die Firma Allgaier wurde 1906 in
Hattenhofen bei Göppingen gegründet. Anfangs wurden Schnitt- und
Stanzwerkzeuge hergestellt. Im Ersten Weltkrieg kamen stählerne Geschützkartuschen
hinzu. 1918 wurde der Betrieb nach Uhingen in das ehemalige Terrazzo-Fliesenwerk
verlagert. Jetzt erweiterten Tiefziehwerkzeuge sowie tiefgezogene Blecherzeugnissse
das Lieferprogramm. In den 30er Jahren stieg das Werk zu einem großen
Zulieferer für Tiefziehwerkzeuge und -erzeugnisse auf. Kunden waren vor
allem die aufstrebende Automobil- und Motorradindustrie mit immer komplizierteren
Karosserieformen. Währen des Krieges wurde die Fertigung auf Rüstungsgüter
umgestellt.
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Schnitt durch den Allgaier Schlepper R18
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1945 besetzte das amerikanische
Militär das Werk und die Produktion kam zum erliegen. Die Besatzer erlaubten
nur die Herstellung von "harmlosen, einfachen" Produkten wie z.
B. Haushaltsartikeln. Auf der Suche nach einem guten und möglichst harmlosen
Produkt kam man auf die Idee, einen Ackerschlepper zu bauen. Die Aufgabe wurde
bereits 1945 begonnen. Bei der Entwicklung des Schleppers kam die Firma Kaelble
aus Backnang zur Hilfe, mit der man verwandtschaftlich verbunden war. Ing.
Paul Strohhäcker durfte wegen seiner NSDAP-Zugehörigkeit im 3.Reich
nicht mehr bei Kaelble arbeiten und kam so zu Allgaier. Er konstruierte auch
Den Motor R18 für den gleichnamigen Schlepper. Es war ein liegender Dieselmotor
mit Verdampfungskühlung. Bei der Konstruktion des Motors und auch des
Schleppers stand der Kramer-Verdampfer mit Güldner-Motor Pate. Es wurde
aber versucht, die Konstruktion zu optimieren.
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Um den Wasserverbrauch des R18-Motors
mit Verdampfungskühlung zu verringern wurde er ab 1952 mit Kondensationskühlung
ausgerüstet. Mit etwas mehr Hubraum und Leistung hieß er dann A
24, auch wieder wie der Schlepper, in den er eingebaut wurde.
Ein anderer Weg wurde ab 1950 beschritten.
Die Verdampfermotoren wurden durch moderner konstruierte, stehende Dieselmotoren
mit Umlaufkühlung ersetzt. Als erstes kam der A40-Motor heraus, bei dem
möglichst viele Teile des R18 verwendet wurden. 1951 kam ein kleiner
stehender 12-PS Motor hinzu. Dieser konnte aber nicht recht überzeugen
und wurde durch einen ähnlichen, verbesserten 16-PS Motor ersetzt.
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Anzeige aus den 50er Jahren
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Für den Export, vor allem
nach Indien, wurden stationäre Ausführungen, die "Tiger-Motoren"
Motoren entwickelt, die sich im Gegensatz zu den Schleppermotoren gut bewährten
und verkauften. In Deutschland sind sie aber nur selten zu finden. Die Tiger-Motoren
waren bis auf den A40 liegend ausgeführt und konnten z.T. wahlweise mit
Verdampfungs-, Durchfluss-, Umlauf- oder Thermosyponkühlung geliefert
werden.
Auf der suche nach moderneren Konstruktionen
traf man bei Allgaier auf das Volksschlepper-Konzept von Prof. Ferdinand Porsche.
Adolf Hitler wollte nach dem Volkswagen auch einen Volksschlepper, um die
Landwirtschaft flächendeckend zu motorisieren. Durch den Krieg kam es
aber nicht mehr dazu. Das Konzept wurde von Allgaier gekauft und kam 1950
zu einem sensationell günstigen Preis auf den Markt. Der eingebaute luftgekühlte
AP17-Motor besaß einige Besonderheiten: Das Alu-Motorengehäuse
war in der Kurbelwellenebene geteilt, das Schmieröl wurde in einer Zentrifuge
gereinigt, alle Nebenaggregate wurden - ohne Keilriemen - von Zahnrädern
aus dem Inneren des Motors angetrieben. Der Abtrieb erfolgte über eine
ölhydraulische Strömungskupplung. Zur Fertigung wurde in Manzell
bei Friedrichshafen am Bodensee das ehemalige Dornier-Werksgelände gekauft.
Die ersten Schlepper wurden dann in der ehemaligen Kantine zusammengebaut.
Die Merkmale des AP17-Motors besaßen
auch die 2 Nachfolgemodelle AP16 (ohne Hydrokupplung) und AP22. Aufbauend
auf das Konzept dieser Motoren entstand ab 1952 eine neue luftgekühlte
Motorenbaureihe nach dem Baukastenprinzip. Sie besaßen allerdings ein
ungeteiltes Grauguss-Tunnelgehäuse und auf die Ölzentrifuge wurde
verzichtet. Die AP-Motoren wurde aber weiterhin gebaut, auch weil sie billiger
in der Herstellung waren.
1956 wurde der Motoren- und Schlepperbau
in die Porsche-Diesel Motorenbau GmbH
ausgelagert. Allgaier wandte sich wieder mehr dem Kerngeschäft zu. Man
scheute sich davor, die notwendigen hohen Investitionen in diesem Bereich
selbst zu tätigen, der so wenig in das restliche Produktionsprogramm
von Allgaier passte. Ohne neue Investitionen wäre man aber im Schlepperbau
nicht konkurrenzfähig geblieben.
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Allgaier-Dieselmotoren:
Typ |
Bauj. |
Bauart |
PS |
n |
Bohrung x Hub |
Kühlung |
Verwendung |
R 18 |
1946 - 1953 |
1-Zylinder, liegend |
18 - 22 |
1500 |
125 x 150 |
Verdampfungsk. |
f.Schlepper |
A 24 |
1952 - 1953 |
1-Zylinder, liegend |
24 |
1500 |
130 x 150 |
Kondensationsk. |
f. Schlepper |
A 40 |
1950 - 1953 |
2-Zylinder, stehend |
40 |
1500 |
125/130 x 150 |
Wasser, Umlauf |
f. Schlepper |
A 12 |
1951 - 1953 |
1-Zylinder, stehend |
12 |
1800 | 105 x 125 |
Thermosyphon |
f. Schlepper |
A 16 |
1952 - 1954 |
1-Zylinder, stehend |
16 |
1950 |
110 x 125 |
Thermosyphon |
f. Schlepper |
Tiger T 22 |
1951 - 1955 |
1-Zylinder, liegend |
22 |
1500 |
130 x 150 |
Durchlaufk. |
stationär |
Tiger VT 22 |
1951 - 1955 |
1-Zylinder, liegend |
22 |
1500 |
130 x 150 |
Verdampfungsk. |
stationär |
Tiger H 6 |
1951 - 1955 |
1-Zylinder, liegend |
6 |
1500 |
90 x 108 |
Durchlaufk. |
stationär |
Tiger H 10 |
1951 - 1955 |
1-Zylinder, liegend |
10 |
1500 |
105 x 125 |
Durchlaufk. |
stationär |
Tiger A 40 |
1951 - 1955 |
2-Zylinder, stehend |
40 |
1500 |
130 x 150 |
Durchlaufk. |
stationär |
AP 17 |
1950 - ? |
2-Zylinder, stehend |
18 |
2000 |
90 x 108 |
Luft |
f. Schlepper |
AP 22 |
1953 - 1955 |
2-Zylinder, stehend |
22 |
2000 |
95 x 108 |
Luft |
f. Schlepper |
AP 16 |
1954 - 1955 |
2-Zylinder, stehend |
16 |
2000 |
90 x 108 |
Luft |
f. Schlepper |
A 111 |
1952 - 1955 |
1-Zylinder, stehend |
12 |
2200 |
95 x 116 |
Luft |
f. Schlepper u. stationär |
A 122 |
1953 - 1955 |
2-Zylinder, stehend |
22 |
2000 |
95 x 116 |
Luft |
f. Schlepper u. stationär |
A 133 |
1952 - 1955 |
3-Zylinder, stehend |
33 |
2000 |
95 x 116 |
Luft |
f. Schlepper u. stationär |
A 144 |
1953 - 1955 |
4-Zylinder, stehend |
44 |
2000 |
95 x 116 |
Luft |
f. Schlepper u. stationär |
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R18 (Schnitt) |
Tiger H6 und H10 |
Tiger T22 |
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[1], [14], [24]
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