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Logo Jastram Motor Hamburger Motorenfabrik C. Jastram  1889 - 1973 


 


Carl Jastram
Firmengründer Carl Jastram

Carl Joh. Aug. Friedr. Jastram (∗ 1853, ✝ 1943 ) stammte aus Mecklenburg und hatte dort das Handwerk des Schmiedes gelernt. Nach seinen Wanderjahren arbeitete er zunächt einige Jahre bei Borsig in Berlin. 1885 wollte er dann aber nach England, wohin er von einem Firmenvertreter abgeworben worden war. Auf seiner Reise dorthin, blieb er in Hamburg "hängen", wo er vom Hafenbetrieb und den Dampfschiffen so fasziniert war, dass er sich dort selbstständig machte und in einem Keller eine kleine Werkstatt eröffnete. Zunächst beschäftigte er sich mit der Reparatur von diversen Maschinen, auch Dampfmaschinen. Bald konnte er Mitarbeiter einstellen.

1887, nach dem Fall des Viertaktpatentes, begann Jastram mit Entwurf und Bau eines Petroleummotors. Außer der Kurbelwelle und dem Schwungrad wurden alle Teile in der eigenen Werkstatt gefertigt. Sein erster Motor, der eine Drehzahl 260 U/min erreichte, erhielt 1889 auf der Hamburger Industrieausstellung eine Auszeichnung. Dies war der Anlass zur Gründung der "Hamburger Motoren-Fabrik Carl Jastram".

Die Drehzahlregelung dieser Motoren erfolge über Aussetzer, die Einlassventile waren ungesteuert (sog. Schnüffelventile). Ausserdem waren sie mit Glührohrzündung versehen. Bemerkenswert ist die Anwendung einer indirekten Kraftstoffeinspritzung (in den Einlasskanal, ähnlich wie bei modernen Ottomotoren). Die Motoren waren nicht umsteuerbar, d.h. sie behielten auch bei Rückwärtsfahrt ihre Drehrichtung bei, und die Propellerwelle musste durch ein Zahnradwendegetriebe auf Rückwärtsfahrt umgelegt werden, oder der Propeller war mit drehbaren Flügeln versehen.


Schnitt Jastram Petruleummotor
Schnittzeichnung Jastram Petroleummotor (1903)

Um die Jahrhundertwende bot die Hamburger Motoren-Fabrik schon fünf verschiedene Größen mit Zylinderleistungen von 2 bis 20 PS als "Stationäre Petroleum- oder Benzin-Motore" sowie als "Petroleum- oder Benzin-Boots-Motore Patent Jastram" an. Es waren Ein- und Zweizylindermotoren mit Drehzahlen von 420 bis 300 U/min. "Der Verbrauch beträgt höchstens 0,5 kg per Stunde und effective Pferdekraft." Die Bootsmotoren wurden in der Fabrikation bald vorherrschend; die Nähe des Hamburger Hafens begünstigte ihren Absatz.

1903 wurde der Betrieb, wenn auch nicht ganz freiwillig, nach Bergedorf verlegt. Der Hamburger Senat erlaubte eine Erweiterung der Werkstatt innerhalb der Stadt nicht.


Flugzeug mit Jastram-Motor
Flugzeug mit Jastram-Motor (1912)
 
Jastram Flugzeugmotor
Der 6-Zylinder Jastram Flugmotor auf einem Stationärmotorentreffen

Unternehmend wie er war, begann er im Jahr 1909, angeregt durch die Gebrüder Wright aus den USA, die damals zum ersten Mal ihre Flüge in Deutschland zeigten, mit dem Entwurf eines Flugmotors. Er baute einen sechszylindrigen Motor mit hängenden Zylindern, eine Bauart, die zu jener Zeit in Deutschland neu war. Bestimmend für die Wahl dieser Zylinderanordnung war, daß sie das Ansammeln des Schmieröls im Kurbelgehäuse verhinderte; so konnten die unteren Köpfe der Pleuelstangen das Öl nicht im Kurbelgehäuse umherschleudern, und das zu reichliche Schmieren der Kolben und das damit verbundene Verölen der Zündkerzen war vermieden. Der Motor wurde nach gut bestandenen Probeläufen in ein von einem Konstrukteur namens Thele entworfenes Flugzeug eingebaut, dem das Fliegen aber nicht gelang. Es konnte nur Sätze von 20 - 30 m Länge machen, sich aber nicht länger in der Luft halten. Diese Versuche ermutigten Carl Jastram nicht, den Flugmotorenbau fortzusetzen. Statt dessen baute er weiter Schiffsmotoren.

Nachdem die Dieselpatente gefallen waren, ging auch Carl Jastram 1909 zum Dieselmotorenbau über. Er wählte das Zweitaktverfahren, das ihm baulich einfacher erschien. Seine Motoren hatten im Zylinderkopf ein Spülventil und im unteren Teil der Zylinderlaufbahn Auspuffschlitze; sie arbeiteten also mit Gleichstromspülung. Die Schwierigkeiten, die der Zweitakt bietet, hatte Carl Jastram wohl unterschätzt; es dauerte fast drei Jahre, bis es ihm gelang, seinen Zweitaktmotor verkaufsreif zu machen. In der Folgezeit erwarben sich die Jastram-Schiffsmotoren einen guten Ruf. Sie wurden fast ausnahmslos als Viertakter gebaut und galten als besonders langlebig und robust.








Motorpumpe Typ SFP (1914)   Motorpumpen Typ SUP (1921)
Jastram Motorpumpe
Typ SFP (1914)
  Serienfertigung von Motorpumpen Typ SUP (1921)

Noch vor dem Ersten Weltkrieg begann er, seine Motoren mit Pumpen zu kombinieren; diese Maschinen dienten im In- und Ausland zur Be- und Entwässerung im Tiefbau, auf Schiffen und Reisfeldern. Bald zur serienmäßigen Fertigung gediehen, blieb diese Sparte ein zweites Standbein bis gegen Ende der 20er Jahre.

In den 20er Jahren arbeiteten ca. 200 Mann bei Jastram, die außer Motoren auch ganze Barkassen bauten. 1924 kam eine eigene Gießerei mit 40 Mitarbeitern hinzu, 1926 wurde eine Werft in Allermöhe an der Dove-Elbe eröffnet. Vorher mussten die Barkassen umständlich mit dem Tieflader von der Fabrik bis ans Wasser transportiert werden.









Zweizylinder Bootsmotor (1923)   Vierzylinder Dieselmotor mit Lufteinblasung (1923)
Zweizylinder Bootsmotor mit Wendegetriebe,
Leistung 25 PS bei 500 u/min (1923)
  120 PS Vierzylinder Dieselmotor mit Lufteinblasung (1923)

In den folgenden Jahrzehnten erwarben sich die Jastram-Schiffsmotoren in den Leistungsbereichen von 20 bis 500 PS im In- und Ausland einen exzellenten Ruf. Noch bis in die Mitte der 20er Jahre wurden, insbesondere für Pumpen, noch Benzinmotoren fabriziert, danach ging Jastram völlig zum Dieselmotorenbau über. Die kompressorlosen Vorkammer-Dieselmotoren zeichneten sich vor allem durch ihre Zylinderkonstruktion aus. Diese waren einzeln stehend, mit angegossenem, nicht abnehmbarem Zylinderkopf und wurden mit durchgehenden Zugankern am Kurbelgehäuse angeschraubt. Um die Wartung der Ventile zu erleichtern, konnten diese samt Käfig nach oben ausgebaut werden. In den 30er Jahren fuhren ca. 80% der Hamburger Barkassen und Schlepper mit Jastram-Motoren. Bis zu 16 Monteure waren am Standort, im Hafen oder auf Reisen im Einsatz.





Ansicht der Motorenfabrik Jastram in den 30er Jahren

Bauprogramm Jastram-Dieselmotoren (1935):

Type Zylinderzahl Drehzahl Verbrennungsverfahren Leistung Bohrung x Hub Hubraum
je Zylinder
KR 4 1 bis 8 800 U/min Vorkammer 12 PS 143 x 190 mm 3 l
KR 7 1 bis 8 600 U/min Vorkammer 19,5 PS 175 x 230 mm 6 l
KR 12 2 bis 6 450 U/min direkte Einspritzung 32 PS 228 x 320 mm 13 l
KR 14 2 bis 6 360 U/min direkte Einspritzung 57 PS 305 x 380 mm 28 l

Um die Mitte der 30er Jahre schied Carl Jastram aus dem Unternehmen aus, und einer seiner Söhne, der Ing. Hans Jastram, übernahm die technische Leitung der Billwerder Firma mit ihren mittlerweile ungefähr 300 Mitarbeitern. Jastrams älterer Sohn Walter übernahm 1936 die kaufmännische Geschäftsführung (Verkauf, Buchhaltung und Reparaturbetrieb).

Um alle Aufträge an Bestellungen von Dieselmotoren zu bewältigen, ließ Jastram sie zwischen 1936 und 1944 bei der Firma "Hein & Sönners", Randers/Dänemark, in Lizenz herstellen.

Kleindiesel Typ KRÖ   2-Zylinder Viertakt Dieselmotor Typ KRC 2   3-Zylinder Zweitakt Dieselmotor Typ KRJ 3
Kleindiesel Typ KRÖ
Leistung 5-7 PS bei 800-1000 U/min
  16 PS 2-Zylinder Viertakt Dieselmotor
Typ KRC 2
  90 PS 3-Zylinder Zweitakt Dieselmotor
mit Spülpumpe, Typ KRJ 3



Bauprogramm Jastram-Dieselmotoren von 1952:

Type Zylinderzahl Leistung
[PS]
Drehzahl
[U/min]
Gewicht
[kg]*
KRW 2 50 - 60 580 - 750 1800
3 75 - 90 580 - 750 2230
4 100 - 120 580 - 750 2670
6 150 - 180 580 - 750 3560
KRZ 2 60 - 75 580 - 750 2600
3 90 - 110 580 - 750 3600
4 120 - 150 580 - 750 4250
6 180 - 225 580 - 750 5600
KRU 4 140 - 170 500 - 600 5000
6 210 - 255 500 - 600 7500
8 280 - 335 500 - 600 10 000
* mit Wendegetriebe, Schraubenanlage und Zubehör

Im Oktober 1943 starb der Gründer Carl Jastram hochbetagt im Alter von 90 Jahren.

Während dem 2. Weltkrieg kam die Motorenfertigung fast zum erliegen, es mussten Aufträge für die Rüstungsindustrie ausgeführt werden. Außerdem wurde der Arbeitskräftemangel durch Häftlinge aus dem nahegelegenen KZ Neuengamme ausgeglichen. Im Bombenhagel des Juli 1943 brannte das Hamburger Stammhaus am Reichenstraßen-Fleet zur Hälfte nieder; der Betrieb in Billwerder und die Allermöher Werft hingegen erlitten keine Kriegsschäden. Im KZ Neuengamme gab 1945 die britische Militäradministration die von Jastram genutzten Werks- und Lagerhallen 3 Tage lang für jedermann zur "Selbstbedienung" frei. In diesem Zusammenhang beschädigten die befreiten polnischen Zwangsarbeiter und Häftlinge die Einrichtungen mitsamt den Maschinen stark.

 




Jastram KRUA6 (1953)
Jastram Dieselmotor Typ KRUA6 mit Büchi-Aufladung
Leistung: 400 PS bei 450 U/min (1953)

Nach dem Krieg beschritt Hans Jastram neue Wege. Die infolge der kriegsbedingten Unterbrechungen inzwischen veralteten, langsamlaufenden Dieselmotoren wurden dem neuesten technischen Standard und durch Turboaufladung bis zu einer Leistung von 500 PS angepasst. Anfang der 50er Jahre begann er, sich an der Entwicklung von Bugstrahlrudern zu beteiligen. Die aufkeimende Konkurrenz der 50er Jahre ließ die Motorenproduktion in Billwerder stark zurückfallen, dagegen herrschte auf der Service-Station nach wie vor Vollbeschäftigung; 1967 übernahm diese sogar noch zusätzlich den Reparatur- und Ersatzteildienst der Hanseatischen Motoren-Gesellschaft (HMG).

Wegen Mangels an neuen Aufträgen und inzwischen veralteter Einrichtungen wurde 1961 die Gießerei geschlossen. 1973 wurde der Motorenbau eingestellt.

aktuelles Jastram Logo

Mit dem Bau von Ruderanlagen für Schiffe blieb man der Hauptkundschaft, dem Schiffbau, treu und hatte trotzdem seine Marktnische gefunden. Die Firma Jastram existiert auch heute noch und produziert Ruderanlagen und Lenksysteme für Schiffe. In Vancouver/Kanada befindet sich eine Zweigniederlassung.






Anlassen
Standgas
In Fahrt

Von Bernd Mühlenbruch, dem Besitzer der Barkasse "Sperber" habe ich diese schönen Klangaufnahmen von seiner Antriebsmaschine bekommen. Es handelt sich um MP3-Außenaufnahmen (an Deck der Barkasse) eines Jastram KRW3.

 

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