Gebr. Körting AG

Körtingsdorf b. Hannover

1881 - 1934

Die Firma Körting geht auf die Brüder Ernst und Berthold Körting zurück. 1871 errichteten sie in Hannover eine kleine Fabrik für verfahrenstechnische Geräte wie Injektoren, Exhaustoren, Wasserstrahlkondensatoren, usw. Ab 1884 wurden Rippenrohre für Dampf- und Warmwasserheizungen hergestellt, bald war Körting damit der größte Hersteller von Heizungsrohren in Deutschland.

Ernst und Berthold Körting
Ernst Körting Berthold Körting

1881 begann Körting mit dem Bau von Motoren, angeregt durch die Erfolge der Gasmotorenfabrik Deutz. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Firma bereits ca. 190 Angestellte. Die Motoren entwickelte Georg Lieckfeld, der zuvor schon beim Bau der Motoren der Hanomag mitgewirkt hatte. Um das DRP 532 (Otto´s Viertaktpatent) nicht zu verletzen, wurde ein Zweitaktmotor konstruiert. Er war aber sehr aufwendig. Er besaß neben dem Arbeitszylinder noch einen Pumpenzylinder für die Spülung und arbeitete mit einer Flammenzündung.

Nach dem Fall des DRP 532 im Jahre 1886 baute Körting Viertakt-Gasmotoren. Es waren hängende Motoren mit Flammenzündung, die anfangs in 8 Größen von 0,5 - 8 PS gebaut wurden. Die Leistungen wurden bald auf 20 PS und mehr gesteigert. Später kam das "Modell 1888", es verfügte über Glührohrzündung. Es war ebenfalls ein hängender Motor, der in Leistungen von 0,5 bis 6 PS gebaut wurde. Ab 1889 wurde für größere Leistungen liegende Motoren gebaut.

1889 wurde eine neue, größere Fabrik mit großer Gießerei und eigenem Kraftwerk an der Badenstedter Straße im Stadtteil Hannover-Linden errichtet, wo die Firma bis heute ihren Hauptsitz hat. In unmittelbarer Nachbarschaft sollte auf einem zur Gemeinde Bornum gehörigen Gelände für die Beschäftigten eine Arbeitersiedlung enstehen. Die Gemeinde Bornum aber scheute die Folgekosten, wie z.B. Schule, Verwaltung, Armenlasten und Wege. Erst als sich Körting bereit erklärte, für all dies aufzukommen wurde ab 1890 die Siedlung "Körtingsdorf" errichtet. Neben den Häusern entstand 1893 eine Schule für 120 Kinder. Außerdem waren in dem Wohnviertel kleine Geschäfte und eine Gastwirtschaft vorhanden. Heute ist Hannover-Körtingsdorf Teil des Hannoveraner Stadtteils Badenstedt.

Die Fabrik der Gebr. Körting 1890
Die neue Fabrik in der Badenstedter Straße (1890)

Um größere Leistungen zu erzielen baute Körting 1893 einen Tandem-Gasmotor. Sie hatte 2 hintereinander liegende Zylinder mit einer gemeinsamen Kolbenstange. Diese Tandem-Bauart war von Dampfmaschinen bekannt, konnte sich aber im Motorenbau längerfristig nicht durchsetzen. Der Tandem-Gasmotor wies einige konstruktive Mängel auf, so dass er vorerst nicht weiterentwickelt wurde.

1897 kam der Typ "M" auf den Markt. Er war der erste Körting-Gasmotor mit gesteuertem Einlassventil. Die bisherigen Typen hatten ungesteuerte Einlassventile, sogenannte Schnüffelventile. Statt der Aussetzerregelung fand Drosselregelung statt. Der Typ "M" konnte mit einer Leistung von bis zu 160 PS aus einem liegendes Zylinder ein Großmotor sein. Die Bauart wurde bis 1914 in großen Stuckzahlen produziert.

Körting Gasmotor Typ M (ab 1897)
Körting Gasmotor Typ M

Das Modell 1888 wurde durch den Kleinmotor Typ MA ersetzt. Die Bauart sollte so kostengünstig wie möglich sein, also hatte der Motor Glührohrzündung und Schnüffelventil. Um die lange Nockenwelle zu sparen, betätigte der Motor das Auslassventil über einen langen Kipphebel, die kurze Nockenwelle lag unter der Kurbelwelle. Für diese Lösung wurde später die Sendling-Motoren der SV- und SVO-Baureihe bekannt. Aufgrund es günstigen Preises verkaufte sich der MA-Motor gut. Ab 1906 wurde er mit Abreißzündung versehen.

Körting Gasmotoren

Typ Baujahr Bauart Arbeitsverfahren Regelung Zündung Leistung
1888 ab 1888 hängend Viertakt-Otto Aussetzerregelung Glührohr 0,5 - 6 PS
M 1897 - 1914 liegend Viertakt-Otto Drosselregelung Glührohr bis 35 PS
M 1897 - 1914 liegend Viertakt-Otto Drosselregelung Abreißzündung 35 - 160 PS
MA bis 1906 liegend Viertakt-Otto Drosselregelung Glührohr bis 6 PS
MA ab 1906 liegend Viertakt-Otto Drosselregelung Abreißzündung bis 6 PS
900 fing Körting mit dem Bau von doppeltwirkenden Zweitakt-Großgasmaschinen an, nachdem Versuche mit doppeltwirkenden Viertaktmotoren erfolglos verlaufen waren. Der erste dieser Zweitaktmotoren leistete 500 PS bei 100 U/min. Es wurden insgesamt über 30 solcher Motoren gebaut, auch mit höheren Zylinderleistungen und als Zweizylindermotoren. Außerdem wurden Lizenzen für Motoren dieser Bauart an folgende Firmen vergeben:

doppeltwirkender Körting Zweitakt-Gasmotor

1904 versuchte Ernst Körting ein zweites Mal, einen doppeltwirkenden Viertakt-Großgasmotor zu bauen, da er sich mit dem doppeltwirkenden Zweitaktmotor einer übermächtigen Konkurrenz der Viertaktmotoren mit niedrigerem Gasverbrauch ausgesetzt sah. Doch hatte er wieder wenig Glück mit der Konstruktion. Häufige Zylinderrisse ließen die Stückzahlen bescheiden bleiben.

Im selben Jahr begann Körting mit der Lieferung von Zweitakt Petroleummotoren für U-Boote. Diese Motoren  mit 6 oder 8 Zylindern wurden bis ca. 1912 an die Kaiserliche Marine geliefert. Zwei solche 6-Zylinder-Motoren waren auch in das erste deutsche U-Boot "SM U1" eingebaut, das heute im Deutschen Museum in München besichtigt werden kann. Durch die Verwendung von Bronze für die Motorgehäuse konnten sehr dünne Wandstärken realisiert werden, was zu einem für damalige Verhältnisse beachtlichen Leistungsgewicht von nur 17,5 kg/PS führte.  Allerdings war der Kraftstoffverbrauch dieser Motoren sehr hoch, weshalb ab 1912 nur noch Dieselmotoren in deutsche U-Boote eingebaut wurden. Körting versuchte daraufhin vergeblich mit Zweitakt-Dieselmotoren wieder ins Geschäft zu kommen.

Montage eines Körting Petroleummotors für ein U-Boot der Kaiserlichen Marine
Montage eines Petroleummotors für ein U-Boot

Für den Antrieb von Luftschiffen enwickelte Körting einen V8-Motor mit 85 PS. 1909 erzielte das Luftschiff M3 des Kgl. Luftschiffer-Bataillons, das mit 4 solchen Motoren vom Typ 8SL116 ausgerüstet war, den Weltrekord  für ununterbrochenen Dauerfahrt über 13 Stunden und den Geschwindigkeitsrekord von beachtlichen 72 km/h.

Ab 1909 stellt Körting liegende, stationäre Dieselmotoren her. Für diese Motoren zeichnete Ernst Körting, der Neffe des Firmengründers verantwortlich. Er bewies sich in den folgenden Jahren als befähigter Konstrukteur.

Nach dem ersten Weltkrieg fielen das Militär und die Marine als Kunden weg und die Ausländischen Tochterfirmen gingen verloren. Neben den anderen Produkten der Firma wurden nun haupsächlich stationäre Dieselmotoren mit Kraftstoff-Lufteinblasung hergestellt. Aber im Motorenbau liefen die Geschäfte nicht mehr so gut. Die Hochinflation legte Anfang der 20er Jahre die komplette deutsche Wirtschaft lahm und die Konkurrenz auf dem Motorenbau-Sektor war groß. Als Ende der 20er Jahre in vielen Firmen an kompressorlosen Dieselmotoren gearbeitet wurde, nahm Körting auch hier die Entwicklung auf. Außerdem unterstützte Körting den bedeutenden Lastwagenhersteller Büssing bei der Entwicklung eigener Dieselmotoren und konnte die Lizenzrechte ihrer Vorkammerkonstuktion an die benachbarte Firma Hanomag verkaufen.

Anzeige für Körting Motoren 1920 Vorkammer Bauart Körting
Anzeige aus dem Jahre 1920 Vorkammer Bauart Körting

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise ging die Gebr. Körting AG 1934 pleite. Sie wurde als "Körting Maschinen- und Apparatebau AG" wieder gegründet. Dabei wurde der Motorenbau nicht wieder aufgenommen. Damit ging ein bedeutendes Kapitel deutscher Motorenbau-Geschichte zu Ende.

Die Firma Körting existiert heute noch und ist vor allem für Ihre Öl- und Gasbrenner bekannt. Sie ist heute in den Bereichen Strahlpumpen / Vakuumtechnik, Abgasreinigung / Umwelttechnik und Industrie- und Prozesswärme / Feuerungstechnik tätig.

Links:

aktuelles Körting Firmenlogo Homepage der Körting Hannover AG

Bilder des Körting Luftschiffmotors 8SL116
[2] 32/1931, [9], [28], [29] 12/1920

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