1930 - 1996

Die Firma Fichtel & Sachs aus Schweinfurt baute zwar nur kleine Motoren aber dafür in sehr großen Stückzahlen. Von den 1930er bis 1996 wurden etliche Millionen Motoren gebaut.

Ernst Sachs war ein einfacher Mechaniker, 1867 in Konstanz als Kind schwäbischer Eltern geboren. Sein Schicksal führte ihn 1894 nach Schweinfurt, wo er im Jahr darauf mit dem Kaufmann Karl Fichtel das spätere Weltunternehmen Fichtel & Sachs als "Scheinfurter Präcisions-Kugellager-Werke" gründete. Der große Wurf gelang ihm im Jahre 1903 mit der Erfindung der Torpedo-Freilaufnabe mit Rücktrittbremse, die den Siegeszug des Fahrrads als einfachstes Massenverkehrsmittel überhaupt ermöglichte. Die Konstruktion der Torpedonabe war so vollkommen, daß sogar bis 60 Jahre später keine prinzipielle Veränderung daran vorgenommen werden mußte.

Ernst Sachs war selbst ein begeisterter Zweiradfahrer, der seine eigenen Erfahrungen bei seiner technischen Arbeit auswerten konnte.So wurde denn auch schon sehr früh die Motorisierung des Fahrrades zu seiner Lieblingsidee. Er erkannte, daß nur ein anspruchsloser und robuster, sehr sparsamer Motor dieser Aufgabe gerecht werden würde. Als erster zum Einbau ins Fahrrad bestimmter Motor entstand der Sachs 74, mit einer Leistung von 1,25 PS. Ernst Sachs wurde damit zum Schöpfer des Mopeds, wenn auch dieser schöne und treffende Name damals noch nicht bekannt war. 1932 folgten die berühmten 98er Sachs-Motoren.

In den späteren Jahren kamen noch weitere stärkere Typen hinzu, darunter auch stationäre und transportable Industrie- und Dieselmotoren. Nach der aus Gründen der internationalen Marktlage erfolgten Abgabe der Kugellager-Fertigung wurde der Motorenbau zur Hauptaufgabe des Werkes. Ernst Sachs erlebte leider den Triumphzug seines Motors durch die ganze Welt nicht mehr. Mit den Titeln eines Geheimrats und Ehrendoktors ausgezeichnet, starb er 1932 im Alter von 65 Jahren.


Seine Lebensaufgabe übernahm sein Sohn Willy Sachs. Er stellte, obwohl ihm Radsport und Fahrradmotorisierung vom vater übernommene Herzensanliegen waren, das Programm des Werkes durch die Aufnahme der Fertigung von Kupplungen und Stoßdämpfern auf eine noch breitere Basis. Seiner Iniative war nach dem zweiten Weltkriege der schnelle Wiederaufbau des zerstörten Werkes zu danken. 1948 übernahm er selbst den Vorsitz des Aufsichtrats der Firma, starb aber schon am 19. November 1958 im Alter von 62 Jahren. Die königliche Schwedische Regierung hatte ihm den Titel eines Konsuls verliehen.

Danach stand sein ältester Sohn Ernst Wilhelm Sachs dem gewaltigen Erbe vor, er wurde 1959 in den Vorstand der Fichtel & Sachs AG berufen. Neben der innerbetrieblichen Kontaktpflege galt sein Augenmerk den Auslandsverbindungen des Werkes, deren Intensivierung große Auslandsreisen gewidmet waren. Viele Lizenzverträge ermöglichten die Produktion der wichtesten F&S-Erzeugnisse in allen Teilen der Welt, soweit nicht die Belieferung durch die ausgedehnte Exportorganisation des Werkes gewährleistet war. Um die in Brasilien im Aufschwung befindliche Automobilindustrie mit Kupplungen und Stoßdämpfern zu versorgen, wurde von der Fichtel & Sachs AG in Sao Paolo ein Schwesterunternehmen, die Amortex SA, gegründet.

 

Das Sachs Werk

Die sozialen Leistungen des Hauses Fichtel & Sachs galten als beispielhaft. Schon der Gründer des Werkes rief die Ernst-Sachs-Hilfe ins Leben. Anfangs der 60er Jahren wurden rund zwei Millionen D-Mark im Jahr aus Geschäftsmitteln für diese Stiftung aufgewendet, aus der Hunderte im Ruhestand lebende Firmenangehörige ihre Pension bezogen. Das Betty-Sachs-Erholungsheim bei Steibis im Allgäu bot den Werksangeörigen während ihres Urlaubs Ruhe und Erholung. Ein umfachreicher Wohnungsbau vergrößerte Jahr um Jahr die Zahl der werkseigenen Wohnungen in Schweinfurt.

Die Werksanlagen erfuhren Jahr für Jahr Erweiterungen und wurden in ihrer technischen Einrichtung und Organisation vollkommener. Im Jahre 1960 fanden sie eine ins Auge springende Ergänzung durch den Bau eines neuen Sozialgebäudes für die Werksangehörigen, das zu Ehren des um die Verbesserung der sozialen Verhältnisse besonders verdienten, 1958 verstorbenen Firmeninhabers Willy-Sachs-Casino benannt wurde. 2500 Mitarbeiter nahmen in seinen schönen Räumen täglich ihre Mahlzeiten ein. Gesellige Veranstaltungen boten bei besonderen Anlässen Gelegenheit, Musik, Film und Theater zu besuchen.

Eine eigene Giesserei erschien schon Ernst Sachs für die Sicherung des Betriebes so wichtig, daß er sich im Jahre 1922 entschloß, in Kitzingen ein Gußwerk für seine Firma zu errichten. Diente es anfänglich vor allem der Lieferung von Gußteilen für Kugellager, so gewann es mit der Aufnahme des Motoren- und später des Kupplungsbaus erhöhte Bedeutung. Gußteile von höchster und gleichbleibender Qualität des Materials und von Nacharbeit ersparender Präzision waren geradezu lebenswichtig für die moderne industrielle Fertigung.

Das Gußwerk Kitzingen stellte auch Großteile für den Maschinen- und Apparatenbau her. Die hervorragende Qualität seiner Erzeugnisse, vor allem auch im Kokillen- und Sphäroguß, verschafften dem Werk laufende Aufträge von andere Verbrauchern.

Motoren

 
   

Bereits 1929 hat Sachs wohl mit Viertaktmotoren experimentiert, es gibt aber nur sehr wenig Infos üner diese Episode in der Firmengeschichte.

 
der "Sachs 98"

Wie bereits oben erwähnt begann der eigentliche Motorenbau bei Fichtel & Sachs 1930 mit dem "Sachs 74", einem Fahrradhilfsmotor, benannt nach seinem Hubraum in ccm. Er verfügte über einen in Fahrtrichtung nach vorne geneigten Sackzylinder, um sich der Form des Fahrradrahmens anzupassen und arbeitete mit Querstromspülung mit Nasenkolben.1932 bereicherte der berühmte 98er Motor das Bauprogramm. Im selben Jahr kamen auch die ersten Stationärmotoren auf Basis dieses Modells heraus.

 
 
Saxonette
Weitere Entwicklungen waren 1938 die "Saxonette", ein Fahrradhilfsmotor neuer Konstruktion, der am Hinterrad angebaut wurde und 1939 der 125 ccm Motor, der dem 98er ähnelte, wegen Typenbegrenzung durch die regierung aber nur in geringeren Stückzahlen vor allem für die Wehrmacht gebaut wurde.

Nach dem Krieg wurden erst die bekannten Modelle weitergebaut, dann brachte das Wirtschaftswunder aber schnell neue Modelle und Produkte. Bei den Mopedmotoren als auch bei den Stationärmotoren kamen schnell Leistungs- und Hubraumvarianten von 50 - 360 ccm.

 
Sachs Diesel 500

1953 ergab sich die Möglichkeit, einen Zweitakt-Kleindieselmotor von der schwäbischen Motorgerätefabrik Holder in Lizenz zu nehmen. Holder suchte nach einem Hersteller für seine Motoren, um Produktionskapazitäten frei zu bekommen und Sachs hatte die möglichkeit einen Motor ohne Entwicklungszeit sofort in Produktion zu nehmen. Der fortan "Sachs Diesel 500" genannte Holder-Motor, gilt als einer der wenigen robusten, zuverlässigen und standfesten Zweitakt-Kleindieselmotoren und verkaufte sich folglich auch sehr gut. Bald gab es Varianten mit 400 und 600 ccm Hubraum, wahlweise Luft- oder Wassergekühlt. Die Motoren blieben über Jahrzehnte im Bauprogramm, einer der Hauptabnehmer war wiederum die Firma Holder.

Bis 1956 waren bereits 2 Millionen Motoren hergestellt worden. Und ein Ende des Aufstieges schien nicht in Sicht. 1958 gelangte der Motorrad-Hersteller Herkules in den Besitz von Sachs, was einen gewissen weiteren Absatz für die Motoren sicherte.

In den 60er und 70er Jahren fertigte Sachs auch Wankelmotoren. Diesem Motoren waren sowohl für stationäre Zwecke als auch für Motorräder gedacht. Neben einen speziellen Wankel-Rasenmähermotor, den Sachs KM3, gab es sogar Kettensägen mit Wankelmotor (Sachs-Dolmar KMS 4). Weitaus berühmter war aber der Motorradmotor KC24 / KC27, der in der Herkules W 2000 eigebaut war. Besonderheit der Sachs Wankelmotoren war, dass sie luftgekühlt waren.

Wie bei der Konkurrenz ließen das Ende des Motorradbooms und später die starke Konkurrenz aus Fernost auf dem Mopedmarkt die Stückzahlen rapide sinken. Auch bei den Stationärmotoren setzten sich irgendwann die billigen und laufruhigen Viertaktmotoren aus USA und Japan durch. 1996 wurde die Motorenfertigung zu Gunsten der anderen Fertigungszweige ganz aufgegeben und die Konstruktionen verkauft. Zuletzt hatte man sich noch an einem Viertaktmotor versucht, der aber nie richtig in Serie ging.


Kupplungen

In den F&S-Kupplungen wurden alle Erfahrungen, die das haus Fichtel & Sachs beim Bau der verschiedensten Kupplungskonstruktionen sammeln konnte, gewissenschaft verwendet. Durch diese systematische Entwicklungsarbeit wurde F&S in den 60er Jahren zum führenden Hersteller von Kupplungen für alle Arten von Fahrzeugen, von leichten Personenwagen bis zu den schwersten Lastkraftwagen und Zugmaschinen. Einfachheit, Betriebssicherheit und Wartungsfreiheit sind die Hauptmerkmale aller F&S-Kupplungen. Im Gegensatz zu den Motoren werden auch heute noch Kupplungen bei Sachs hergestellt. Während die Motorenherstellung durch den Einbruch auf dem Zweiradmarkt, der Ölkrise und dem Trend zu den leiseren und billigeren Viertaktmotoren aus USA immer mehr zurückging, baute die Firma Ihre Position als Automobilzulieferer mit Kupplungen und Stoßdämpern weiter aus.

Sachs heute

Nach einem Gastspiel im Mannesmann-Konzern gehört die Sachs AG seit 2001 zur ZF Friedrichshafen AG. Die ZF als Automobilzulieferer stellt unter dem Namen Sachs Stoßdämpfer, Kupplungen und Drehmomentwandler her. Die Motoren werden zwar heute nicht mehr hergestellt, aber die Firma Sachs-Bikes baut Motorräder und Quads unter dem Namen "Sachs", allerdings mit fremden Motoren. Die Fahrradkomponenten werden seit 1997 von der Firma Sram hergestellt.

Mehr Informationen zu Sachs-Motoren finden Sie auf diesen Internetseiten:

Fichtel&Sachs Logo
Seite über F&S Stationärmotoren
von Bastian Hofmann

mit vielen Infos und Bilde

Homepage von Michiel Hooijberg

Er sammelt Einachser und Gartenfräsen mit dem Schwerpunkt Siemens und Bungartz. Von ihm stammt vieles auf dieser Seite.

Sachs Homepage von Tobias Kreutz

Infos über Sachs Motoren (nur Vorkrieg bzw. bis ca. 1950)

www.oldsachsmotor.de

Sachs Homepage von Horst Hansel

Infos über Sachs Motoren (nur Nachkrieg)

www.newsachsmotor.de

 

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