Dieselmotoren mit Kraftstoff-Lufteinblasung

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Schnittbild des MAN Einblase-Dieselmotors Typ DM 70

Die Kraftstoff-Lufteinblasung wurde in den ersten Jahrzehnten des Dieselmotorenbaues
angewendet und von Rudolf Diesel erfunden. Nur mit diesem Verfahren war
es ihm möglich geworden, mit den technischen Mitteln seiner Zeit eine ausreichende
Zerstäubung des Brennstoffs zu erzielen
Wie beim kompressorlosen Dieselmotor erfolgt der
Einspritzbeginn kurz vor dem oberen Totpunkt. Die Zuführung des Kraftstoffes
zum Einblaseventil geschieht durch eine Brennstoffpumpe. Sie arbeitet in der
Regel nach dem Prinzip der Überströmregelung.
Allerdings wird kein besonders hoher Druck benötigt, da der Kraftstoff lediglich
in das Einblaseventil hinein gefördert werden muss. Dieser Vorgang ist beim
Einspritzbeginn bereits abgeschlossen. Wichtig für eine vollständige Verbrennung
ist die sorgfältige Zerstäubung des Brennstoffes beim Eintritt in den Arbeitszylinder.
Hierzu wird Pressluft von ungefähr 60 bar Druck verwandt. Öffnet das Einblaseventil (V),
das durch die Nockenwelle (S) angetrieben wird, so wird der Kraftstoff, der sich bereits im
Einblaseventil befindet, mitgerissen und gelangt so in den Verbrennungsraum. Der Weg dahin
führt an einem Plattenzerstäuber vorbei, der aus mehreren mit gegeneinander versetzten
Löchern versehenen Platten besteht und so für eine möglichst gute Durchmischung
von Einblaseluft und Kraftstoff sorgt.
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Schnittbilder eines Einblaseventils mit Plattenzerstäuber.
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Dieselmotoren mit Lufteinblasung zeichnen sich durch eine sehr weiche Verbrennung aus. Allerdings
eignet sich das System nur für geringe Drehzahlen* und ist sehr aufwändig, da ein zusätzlicher
mehrstufiger Kompressor (L) für die hoch verdichtete Einspritzluft benötigt wird. Der Antrieb
dieses Kompressors verbraucht überdies einen Teil der abgegebenen Motorleistung. Aus diesem Grund
versuchte schon Rudolf Diesel selber, ein einfacheres kompressorloses System zu entwickeln, was ihm aber
nicht gelang. 1911 brachte die Gasmotorenfabrik Deutz den ersten serientauglichen kompressorlosen
Dieselmotor auf den Markt. Doch erst in den 20er Jahren setzte sich der kompressorlose Dieselmotor
durch die Erfindung von neuenVerbrennungsverfahren wie der Vorkammer oder dem Luftspeicher richtig durch.
Der Dieselmotor mit Lufteinblasung wurde daraufhin innerhalb weniger Jahre komplett vom Markt verdrängt.
* in der Regel wurden Drehzahlen bis ca. 600 U/min erreicht. Maybach erreichte mit hohem technischen
Aufwand allerdings 1927 beim 6-Zylinder Einblasediesel Type "G4b" eine maximale Drehzahl von 1400 U/min!